Mittwoch, 7. Oktober 2009

Gedichtvergleich

Die beiden Gedichte, „Der Spinnerin Lied“ von Clemens Brentano und „Sehnsucht“ von
J.F.v. Eichendorff, stammen aus der Epoche der Romantik. Das zentrale Thema in beiden Gedichten ist die Sehnsucht nach einem früheren „idealen“ Zustand und der Verlust einer geliebten vergangenen Einheit. Im Folgenden werde ich diese beiden Gedichte zunächst einzeln vorstellen und anschließend an ihrer Thematik und ihren Motiven vergleichen.

Das Gedicht „Der Spinnerin Lied“ ist ein Kunstlied und handelt von der Sehnsucht nach einem „idealen“ Zustand, an den man sich zurückerinnert aber nicht wieder zurückgewinnen kann. Das ist ein typisches Motiv der Romantik.
Es umfasst sechs Strophen zu je vier Zeilen und alle Strophen bis auf die letzte sind durch Enjambements verbunden. Die letzte Strophe besteht nur aus vier kurzen Sätzen, was dem Gedicht ein Gefühl von einem Stillstand zum Schluss hin verleiht.
Das Reimschema für die erste, die dritte und die fünfte Strophe ist abba und für die zweite, die vierte und die sechste Strophe cddc. Auffällig sind auch die Assonanzen auf den Buchstaben „a“ in der ersten, dritten und fünften Strophe. In diesen drei Strophen wird auch die Erinnerung an diese glückliche Vergangenheit ausgedrückt. Die anderen drei Strophen haben eine starke Assonanz auf die Buchstaben „ei“ und sollen die die Gegenwart ausdrücken, in der die Person um die schöne und glückliche Vergangenheit trauert.
Die Verse „da wir zusammen waren“ und „Gott wolle uns vereinen“ werden einmal wiederholt.
Das Spinnrad wird zu einem Rad der Zeit, da für die Spinnerin seit dem Tod ihres Geliebten bzw. dem Verlust dieser glücklichen Einheit, die Zeit stehen geblieben ist.

Das zweite Gedicht, „Sehnsucht“ von J.F.v. Eichendorff, drückt die Sehnsucht nach Veränderung und Bewegung aus und ist ein Kunstlied im Volksliedton. Es stammt aus dem Roman „Dichter und ihre Gesellen“ und wird von Fiametta vorgesungen. Sie drückt in diesem Lied die Sehnsucht nach ihrer Heimat aus.
Das Gedicht besteht aus drei Strophen zu je acht Versezeilen wobei der inhaltliche Abschnitt von der ersten bis zur zwölften Verszeile die Situation des am Fenster stehenden lyrischen „Ichs“ beschreibt und der Abschnitt von der dreizehnten bis zur vierundzwanzigsten Verszeile den Inhalt des Liedes der wandernden Gesellen ausdrückt. Nach genauerer Betrachtung kann man jedoch erkennen, dass das Gedicht in drei inhaltliche Abschnitte aufgeteilt werden kann, nämlich in das „es-Gedicht“ (1.Verszeile), das „ich-Gedicht“ (die restliche erste Strophe) und das „sie-Gedicht“ (das restliche Gedicht). Diese Aufteilung kann man als Stufung des menschlichen Daseins verstehen. Zuerst ist der Mensch zwischen irdischer und kosmischer Natur, dann zwischen Natur – und Selbsterkenntnis und zum Schluss zwischen Einsamkeit und Gemeinschaft.
Die Szenerie in diesem Gedicht ist weniger als geografischer Ort, sondern viel mehr als ein „Land der Sehnsucht und Poesie“ zu verstehen.

Gemeinsam haben die beiden Gedichte neben ihrer Epoche das Motiv von Einsamkeit und Sehnsucht. Im Gedicht „Der Spinnerin Lied“ ist es die Sehnsucht nach vergangenem Glücklichsein und diesem „idealen“ Zustand, der von der einsamen Spinnerin am Spinnrad herbeigesehnt wird. Durch den Vers „Gott wolle uns vereinen“ wird hier zusätzlich klar, dass es sich bei ihrem Verlust auch um einen geliebten Menschen handeln könnte.
Die Nachtigall ist hier ebenfalls ein zentrales Motiv, da sie in der Epoche der Romantik Töne und Klänge der Sehnsucht im Leben selbst, aber auch nach einer verlorenen Liebe ausdrückte.
Im Gegensatz dazu wird im Gedicht „Sehnsucht“ nicht die Sehnsucht nach einem geliebten Menschen oder einer glücklichen Vergangenheit beschrieben, sondern vielmehr ist es hier Sehnsucht nach Veränderung/nach einer Reise. Die Person steht einsam am Fenster und lauscht den Geräuschen der Natur, den Gesellen die vorbeiwandern und wünscht sich ebenfalls dort draußen zu sein und mitzureisen. Das Fenster ist hier eine Schwelle durch welche die Person Eindrücke der Natur oder auch bestimmte Geräusche vernehmen kann.
Es gibt hier also in beiden Gedichten das Motiv der Sehnsucht und der Einsamkeit, nur dass es verschiedene Gründe dafür gibt weshalb die Personen einsam sind und dass sie sich auch nach Unterschiedlichem sehnen.

Eine weitere Gemeinsamkeit der beiden Gedichte ist, dass sie im Stil der Volksliednachahmung geschrieben sind. Beispielsweise sind beide Gedichte in ihrem Inhalt sprunghaft. Bei „Der Spinnerin Lied“ bewegen sich diese Sprünge zwischen Gegenwart (2., 4. und 6. Strophe) und Vergangenheit (1., 3., und 5. Strophe, während der Inhalt bei „Sehnsucht“ wie bereits oben erwähnt vom „es-Gedicht“ zum „ich-Gedicht“ und zum Schluss zum „sie-Gedicht“ springt. Es sind hier also auch drei verschiedene Perspektiven/Ebenen die uns das Gedicht erzählen.

Weiters lässt sich erkennen, dass sich der gesamte Inhalt der Gedichte auf das Leben einfacher Menschen bezieht. In „Der Spinnerin Lied“ ist es eine gewöhnliche Spinnerin, die an ihrem Spinnrad sitzt und bei „Sehnsucht“ ist es eine einfache Person, die am Fenster steht und nach draußen blickt. Durch diese Einfachheit der Personen wird es dem Leser leichter gemacht die Situation zu erfassen und somit kann auch jeder die Gedichte verstehen. Das ist ebenfalls ein typisches Merkmal eines Volksliedes.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass beide Gedichte typische Romantik – Gedichte sind, da sie die typischen Merkmale eines Kunst – bzw. Volksliedes besitzen und die zentralen Motive und Themen dieser Epoche behandeln.

1 Kommentar:

  1. A: hinsichtlich ihrer Thematik vergleich

    Satzzeichen bei: 'aber'

    SB: "an den man sich zurückerinnert aber nicht wieder zurückgewinnen kann"
    Hinweis: "Motiv der Romantik" --> die All-Einheit
    "Der Spinnerin Lied" wird sehr schön, geordnet und gekonnt präsentiert.

    Das 2. Gedicht lässt sich nicht so leicht beschreiben - ist abstrakter - aber auch diese Herausforderung meisterst du gut.

    Hinweis zum Volksliedhaften:
    --> die Bildlichkeit und Sprache
    --> die Situation
    --> die (scheinbare!!!) Einfachheit
    --> die (scheinbare!!!) Einfachheit der Strophenform
    ABER: bei genauerer Betrachtung erkennt man bei beiden Gedichten die Kunstfertigkeit und der tiefere Sinn

    Die Behandlung der Gemeinsamkeiten fällt etwas ab. Der Schluss fällt bezüglich des Inhaltes etwas ab, denn er enthält wenig, während dein Aufsatz inhaltsreich ist.

    Insgesamt ist das aber ein sehr schön gestalteter Aufsatz.

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