Mittwoch, 4. Juni 2008
Interpretation eines Gedichts
"Ebenbild unseres Lebens" von Andreas Gryphius
Das Sonett "Ebenbild unseres Lebens" von Andreas Gryphius stammt aus der Epoche des Barocks und die Hypothese zum Thema ist der Vanitas - Gedanke also die Vergänglichkeit alles Irdischen.
Das Gedicht ist wie bereits erwähnt ein Sonett. Es umfasst 4 Strophen mit 14 Verszeilen (2x4 und 2x3 Verszeilen pro Strophe) . Das Reimschema der ersten beiden Strophen ist abba, für das erste Terzett ccd und für die letzte Strophe eed. Das Metrum ist regelmäßig und das Versmaß ist der Alexandriner, d.h. der 6 - hebige Jambus.
In den nächsten Absätzen möchte ich nun auf die Einzelheiten, also auf die inhaltlichen Abschnitte, näher eingehen. Die ersten beiden Strophen gehören inhaltlich zusammen und haben die Vergänglichkeit des menschlichen und irdischen Lebens als Hauptthema. Besonders zu Beginn wird der Eindruck vermittelt, dass der Mensch nur als Gast auf dieser Erde ist bzw. als Zuschauer. Zum Schluss der ersten Strophe erkennt man beim Durchlesen eine Anapher ("der steigt und jener fällt/ der suchte der Paläste/ der herrscht und jener webt). Das Versmaß ist der 6-hebige Jambus. Am Ende der ersten Strophe sind auch einige Antithesen zu erkennen. In der zweiten Strophe ist am Beginn wieder eine Anapher (was gestern war ist hin/ was itzt das Glück erhebt).
Im ersten Terzett wird der Gegensatz arm und reich beschrieben, der aber mit dem Tod keine Bedeutung mehr hat. Hier ist jeweils nach jeder Verszeile eine Zäsur. Zunächst gibt es wie bereits erwähnt diese Vergleiche zwischen arm und reich, bis dann zum Schluss der Tod wieder alle gleich macht, d.h. diese Gegensätze existieren dann nicht mehr. Den Begriff "Fleisch" für körperlich gleich kann man auch schon in der Bibel finden.
Das zweite Terzett beschreibt, dass die Dinge, die einen Menschen im irdischen Leben als etwas darstellen, wie z.B. eine Krone, nur auf der Erde von Bedeutung sind. Besonders auffällig sind hier zum Schluss die Ellipsen, also die unterbrochenen Sätze (Kron/Weißheit/Stärke und Gut). Diese Ellipsen leiten zum Schluss. Diese vierte Strophe ist ein durchgehender Satz, der nur durch einige Doppelpunkte unterbrochen ist.
Der Gegensatz zwischen Arm und Reich spielt in der heutigen Zeit sicher immer noch eine große Rolle. Reichere Menschen haben mehr Einfluss, leben völlig anders und haben wahrscheinlich sogar andere Sitten oder feiern andere Feste bzw. feiern bestimmte Feste anders. Diese Gegensätze werden in diesem Gedicht auch gut beschrieben. Aber alles endet mit dem Tod. Alles Schöne und Prunkvolle ist vergänglich und zum Schluss sind alle Menschen gleich, egal woher sie stammen oder wie viel Geld sie besitzen.
In der Zeitepoche des Barocks waren die Menschen in verschiedene Stände eingeteilt. Es gab den reichen also den ersten Stand, die weniger Reichen, das war der zweite Stand, und dann noch den armen Stand, das waren meist Bauern. Das Leben zu dieser Zeit war gezeichnet vom Vanitas- Gedanken, dass eben alles vergänglich ist, dem Memento mori und dem Carpe diem - Motiv. Die Epoche war außerdem vom 30 - jährigen Krieg erschüttert. Die Menschen nach einer Ausflucht. Besonders die Armen hofften natürlich, dass es nach ihrem Tod besser werden würde und dass es eine ausgeglichene Gerechtigkeit geben würde. Zumindest lässt sich das aus diesem Gedicht schließen. In der heutigen Zeit wird der Vanitas - Gedanke nicht mehr so ausgelebt wie damals, aber gleich geblieben ist, dass sich die Menschen Gerechtigkeit wünschen. Diese Gerechtigkeit wird jedoch auf der Erde kaum zu finden sein.
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